Runenstein von Kensington

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Der Runenstein von Kensington wurde 1898 von Olof Ohman in Kensington, Minnesota, USA angeblich beim Ausgraben einer Espe im Wurzelwerk "gefunden". Der Stein - bestehend aus Grauwacke - hat ein Gewicht von ca. 200 Pfund, bei einer Höhe von ca. 75 cm, 43 cm Breite und einer Dicke zwischen 10 und 20 cm. Auf dem Stein befindet sich eine Inschrift, die jahrelang als Beweis dafür galt, das dieser Stein von den Wikingern stammt und damit auch den Nachweis für das Vordringen selbiger bis an das Ende der Großen Seen in die Gegend um das heutige Duluth den USA erbringen sollte. Genauere Untersuchungen konnten den Stein jedoch als Fälschung entlarven. Trotzdem bleibt das Gerücht von der Echtheit bestehen. Der Runenstein wird auch als Beweis herangezogen, dass bereits der Wikinger Gunnbjørn, welcher um 875 Grönland entdeckte, den amerikanischen Kontinent erreichte.

Inhaltsverzeichnis

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Text

„8 Gotländer (Schweden) und 22 Nordmänner (Norweger) auf Entdeckungsfahrt von Vinland nach Westen. Wir lagerten bei (einem See mit) zwei Inseln, eine Tagesreise im Norden von diesen Stein. Wir waren einen Tag lang Fischen. Als wir zurückkamen, fanden (wir) 10 Männer rot von Blut und tot. A(ve) V(Virgo) M (Maria) erlöse uns von dem Übel.“

Auf der schmalen Kantenseite steht:

„Haben 10 Mann am Meer, um über unserer Schiffe zu wachen, 14 Tage von dieser Insel. Jahr 1362.“

Diskussion über die Echtheit

Der Stein wurde als Dokument der Kolonialisierung durch die Wikinger betrachtet und in Washington D.C. ausgestellt. Fachgelehrte waren jedoch bald der Meinung, dass der Text eine Mischung aus skandinavischen Sprachen und Englisch sei. Der angeblich so unbelesene Olaf Ohman besaß ein schwedisches Handbuch mit dem Titel „Der kenntnisreiche Schulmeister“ und hat - den Gebrauchsspuren nach zu urteilen - hin- und hergeblättert. In diesem Buch wurde die Technik der Runenritzung beschrieben und hier fand sich auch ein Vaterunser mit der Zeile „und erlöse uns von dem Übel“ in der Form, die sich auf dem Stein von Kensington findet.

Auffällig ist außerdem die souveräne Missachtung altnordischen Vokabulars, der Syntax, der Grammatik und der Runenformen.

Die Expedition fand der Inschrift zufolge im Jahr 1362 statt, das heißt Jahrhunderte nach dem Ende der Wikinger-Zeit. Außerdem finden sich auf echten Runensteinen keine Kalenderjahre in Ziffern, sondern Regierungsjahre und Zahlen werden als Wörter ausgeschrieben.

Hjalmar Ruud Holand

Hjalmar Ruud Holand war ein junger Amerikaner norwegischer Abstammung, der sich für die These der Entdeckung Amerikas durch die Wikinger Grönlands begeisterte. Den Stein von Kensington betrachtete er als den formellen Beweis seiner Theorie. Er kaufte den Stein 1907 und veröffentlichte die erste vollständige Übersetzung des Runentextes: Er war es auch, der die beeidete Aussage des Finders veranlasste. Er holte Gutachten über das Alter der Espe, über den Verwitterungsgrad des Steins und der Inschrift ein. Fünfzig Jahre lang verteidigte Holand die Echtheit des Steins von Kensington, und er fand auch andere Gelehrte, die ihn dabei unterstützten.


Es wurden mittlerweile aber andere Beweise dafür gefunden, dass die Wikinger bis auf den Nordamerikanischen Kontinent vorgedrungen waren. Bei Ausgrabungen im heutigen Neufundland konnten Überreste von Blockhäusern eindeutig den Wikingern zugeordnet werden.

Weblinks

Ausgabe
  • DVD-ROM-Ausgabe vom 20. September 2006